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Hirschhausen präsentiert Diagnose in Doku - vielleicht die persönlichste Reportage


In der ARD-Doku „Hirschhausen und ADHS“ blickt Eckart von Hirschhausen hinter Irrtümer zu ADHS. Dabei bekommt er selbst auch eine Diagnose.

Seit vergangener Woche gibt es in der ARD-Mediathek die Dokumentation „Hirschhausen und ADHS“ zu sehen. Der bekannte Arzt, Moderator, Kabarettist und Buchautor Eckart von Hirschhausen widmet sich dabei der titelgebenden Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und der sehr ähnlichen Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS), die sich ebenfalls durch Aufmerksamkeitsprobleme, aber ohne Hyperaktivität bemerkbar macht. Er geht dabei auf verschiedene Irrtümer und Missstände in der Gesellschaft ein, die ihm zufolge dafür sorgen, dass Menschen mit ADHS oder ADS unnötig leiden. 

Da Hirschhausen sich in vielen typischen ADHS-Verhaltensweisen wiedererkennt, lässt sich der 56-Jährige in der Doku selbst darauf untersuchen. Das Ergebnis: Hirschhausen hat „moderates ADHS“. In einer Programmankündigung auf der ARD-Website bezeichnet er die Reportage daher als „vielleicht die persönlichste“. 

Hirschhausen über ADHS-Mythen

In der 45-minütigen Dokumentation lässt Hirschhausen sowohl medizinische Fachleute als auch Menschen mit ADHS zu Wort kommen. Dabei räumt er zunächst einige Vorurteile aus dem Weg. Vor 30 Jahren, als Hirschhausen in einer Kinderpsychiatrie gearbeitet hatte, habe man gedacht, ADHS betreffe nur Jungs und „wächst sich raus“. Doch die Wissenschaft ist inzwischen weiter: „Heute ist klar: Beides stimmt nicht“, sagt der Moderator. 

Hirschhausen erklärt: „Mädchen sind ebenso betroffen, zeigen es aber oft anders.“ Allerdings entsprächen sie weniger dem „Zappelphillipp“-Klischee und die ADHS mache sich eher im Inneren bemerkbar, weshalb sie seltener erkannt würde. In Deutschland hätten außerdem rund 1,8 Millionen Erwachsene ADHS, erklärt Hirschhausen – viele davon, ohne es zu wissen.

In der Doku trifft sich der Mediziner unter anderem mit der erfolgreichen Autorin Samira El Ouassil. Sie hat ihre Diagnose erst mit 38 Jahren bekommen. „Es war einer der wichtigsten Momente in meinem Leben, weil es eine Riesen-Erleichterung war. Plötzlich habe ich verstanden, warum ich so unaufgeräumt bin“, sagt El Ouassil. Da ihr Gehirn stärkere Impulse brauche, um das Belohnungssystem zu aktivieren und somit Dopamin auszuschütten, fährt sie gerne Achterbahn. Hier sei sie ganz im Moment – etwas, das ihr im Alltag nur selten gelinge.

Ein anderer Gesprächspartner Hirschhausens ist im Gefängnis gelandet. Er wünscht sich, er hätte früher von seiner ADS erfahren, und spekuliert, ob sein Leben dann anders verlaufen wäre. „Die Frage stelle ich mir fast jeden zweiten Tag, wenn nicht sogar jeden Tag“, so Tim. Früher habe er ADS als etwas Schlechtes gesehen und die Möglichkeit verdrängt, dass er betroffen sein könnte. Stattdessen habe er Drogen genommen, um seine Symptome in den Griff zu bekommen, was zur Abhängigkeit und später ins Gefängnis führte.

Mittlerweile hat Tim seine ADS akzeptiert. Sie habe auch positive Seiten und es sei wichtig, sein Leben entsprechend anzupassen: „Es ist ganz klar, dass ein ADS-ler nicht am Band stehen und immer dasselbe machen sollte“, erklärt er. „Ein ADS-ler braucht immer neue Knochen zum Nagen. Und wenn er sich in seinem Umfeld entfalten kann, dann ist er eine Bereicherung für jeden.“

ADHS-Medikamente

ADS und ADHS mit Medikamenten wie Ritalin in den Griff zu bekommen, ist umstritten. Eine Mutter berichtet in der Reportage von ihrer Sorge, ihre Kinder würden auch positive Seiten ihrer Persönlichkeit verlieren, die mit ADHS in Verbindung stehen. Letzten Endes hätten die Medikamente ihnen aber geholfen. 

Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main erklärt in der ARD-Doku: „Da sind sehr viele Vorurteile mit verbunden, auch richtige Desinformationskampagnen, obwohl die Wirkung vollkommen unumstritten ist.“ Zwar gebe es tatsächlich auch Nebenwirkungen, – ein 13-jähriges Mädchen in der Doku klagt über Appetitlosigkeit – doch seien die Folgen von unbehandeltem ADHS oft das größere Übel, heißt es in der Reportage. 

Reif erklärt, dass ADHS oft Erkrankungen zufolge habe: „Depressionen […], Angststörungen, Suchterkrankungen […], die man so gut wie alle verhindern kann, wenn man die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und behandelt.“ 

Hirschhausen testet Wirkung von Medikamenten

Auch Eckart von Hirschhausen ist nach der Diagnose skeptisch, ob er wirklich Medikamente gegen ADHS zu sich nehmen will. Schließlich hat er seiner „Störung“ auch viele positive Eigenschaften zu verdanken, die ihm seine schillernde Karriere erst ermöglicht hätten – etwa die Fähigkeit, plötzliche kreative Impulse in seine Bühnenauftritte einfließen zu lassen. Andererseits gebe es auch Momente, in denen ihm sein ADHS im Weg sei, so habe er oft „Chaos im Kopf“ und „verzettele“ sich oft. 

Er probierte es aus, ein Medikament zeigte keine Wirkung. Das zweite fördere jedoch seine Konzentration. In stressigen Phasen werde er es weiterhin verwenden. „Ich kann immer noch ohne Medikament. Ich nehme es dann, wenn ich besonders stressige und anspruchsvolle Tage habe“, so Hirschhausens Fazit. 

„Hirschhausen und ADHS“ feierte am 30. Oktober 2023 um 20.15 Uhr seine Premiere im Ersten. Alternativ ist die Reportage schon jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar. 

Weitere Quelle: Das Erste

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Author: Candice Beck

Last Updated: 1703270522

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